Seit dem Schuljahr 1919/20 durften auch Mädchen das Gymnasium besuchen. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann 1933 das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte. Die Folgen für das Humanistische Gymnasium waren einschneidend. Schon 1934 mussten zwei missliebig gewordene Lehrer aus dem Dienst ausscheiden; der Bezirksrabbiner Dr. Berthold Einstein, der sich in früheren Jahren in besonderer Weise um die Schule verdient gemacht hatte, wurde ohne weitere Umstände seines Amtes enthoben. 1933 hatte es 21 Schülerinnen und Schüler jüdischen Glaubens am Gymnasium gegeben. In den folgenden Jahren fiel ihre Zahl stetig, der letzte musste die Schule 1938 verlassen. Ein Junge, dessen Mutter Jüdin war, konnte sich bis 1942 halten.
Im Zweiten Weltkrieg leerten sich wiederum die Klassenräume. Lehrer und Schüler wurden einberufen, schließlich selbst 15-jährige Jungen in Uniformen gesteckt. Viele von ihnen fanden auf den zahlreichen Kriegsschauplätzen den Tod. Im Spätherbst 1944 wurde wegen der immer stärkeren Luftangriffe die Schulpflicht für die Fahrschüler aufgehoben; Ende Dezember traf eine Granate das Schulgebäude, so dass kein geregelter Schulbetrieb mehr möglich war.
Die Schulleiter seit 1872:
Johannes Dreykorn 1872-1901
Dr. Karl Hoffmann 1902
Dr. Heinrich Reich 1902-1912
Dr. Hugo Steiger 1912-1918
Hermann Pfirsch 1918-1921
Friedrich Haller 1921-1932
Dr. Adolf Baumann 1932-1946
Dr. Franz Josef Schwaab 1946-1959
Jakob Schütt 1959-1974
Dr. Adolf Leisen 1974-1985
Dieter Vetter 1985-2005
Hans-Peter Neumann 2005-2015
Dagmar Linnert seit 2015
Bekannte ehemalige Schüler (Auswahl)
Johannes Birnbaum (1763-1832), Jurist, Jakobiner, Präsident des Appellationsgerichtes in Zweibrücken
Konrad Krez (1828-1897), Freiheitskämpfer, Dichter, General
Eduard Vongerichten (1852-1930), Chemiker
Johannes Hoffmann (1867-1930), Politiker, 1919/20 Bayerischer Ministerpräsident
Wilhelm Laforet (1877-1959), Staatsrechtler und Politiker
Ludwig Kohl-Larsen (1884-1969), Arzt, Paläontologe, Forschungsreisender
Hermann Sauter (1891-1981), Maler
Karl Richard Rath (1898-1970), Jurist, Stifter
Eugen Croissant (1898-1976), Maler und Karikaturist
Hans Moser (1900-1988), Apotheker, Chemiker, Politiker
Walter Reichhold (1904-2001), Diplomat
Otto Seel (1907-1975), Altphilologe
Richard Rudolf Klein (1921-2011), Komponist
Friedrich Wetter (*1928), ehem. Bischof von Speyer und München-Freising, Kardinal
Pirmin Spiegel (*1957), römisch-katholischer Geistlicher und Entwicklungshelfer, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Bischöflichen Hilfswerkes Misereor
Armin Hott (*1960), Künstler und Illustrator
Joachim Wambsganß (*1961), Astrophysiker
Michael Kalmbach (*1962), Maler und Bildhauer
Dietmar Seefeldt (*1970), Jurist, Politiker, seit 2017 Landrat des Landkreises SÜW
Andy Becht (*1974), Jurist, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz
Thomas Hitschler (*1982), Politiker , Mitglied des Bundestages
Ricarda Lobe (*1994), Deutsche Meisterin mit der 4-mal-100-Meter-Staffel 2015 und 2016 und Hürdensprinterin
Yemisi Ogunleye (*1998), Olympiasiegerin im Kugelstoßen 2024
Quellen
Eduard-Spranger-Gymnasium (Hrsg.): Von der Lateinschule des Rates zum Eduard-Spranger-Gymnasium Landau in der Pfalz. Landau 1982
Humanitas. Festschrift des staatlichen Altsprachlichen (Humanistischen) Gymnasiums Landau in der Pfalz anlässlich des 530jährigen Jubiläums seiner Gründung und 90jährigen Bestehens als neunklassige Höhere Schule. 1432-1872-1962. Landau 1962.